Biologische Landwirtschaft ohne Abfall – Songhai in Benin

Biologische Landwirtschaft ohne Abfall – Songhai in Benin

Im Rahmen einer JCI-Konferenz bin ich in Benin – und Dank des Netzwerks konnte ich mir für Landwirtschaft neu begeistern. Bei Songhai, einer NGO mit verschiedenen Farmen in Westafrika, gibt es keinen Abfall, Pflanzen und Bäume werden vielfältig genutzt, biologische Produkte hergestellt und die dabei anfallenden Reste kreativ verwendet. Ein beeindruckendes Konzept, das über ein am Standort in Porto Novo (Benin) integriertes Training Center an viele Menschen weitergegeben wird. Dort gibt es auch die Möglichkeit zu übernachten, um die Prozesse vor Ort noch besser kennen zu lernen.

Wir hatten einen Nachmittag Zeit, um uns ein erstes Bild zu machen. Dabei lernte ich Moringa kennen, eine der nährstoff- und vitaminreichsten Planzen der Welt. Erstaunlich, wie wenig man hier darüber weiß, im angehängten Beitrag (ab Min. 3:30) erfährt man, dass deren Blätter und Früchte für viele Zwecke genutzt werden können (ich habe die Früchte wie viele Afrikaner als natürliche Malaria-Prophylaxe genutzt). Beeindruckend für mich auch, wie das oft negativ bewertete Palm-Öl in biologischem Anbau gefertigt wird. Alle Bestandteile der Palme werden dabei genutzt, um für verschiedene Zwecke das Öl herzustellen. So werden für alle Pflanzen die Nutzungsmöglichkeiten evaluiert – und falls es keine andere Nutzung gibt, wird Biomasse aus den Resten hergestellt. Dieser bewusste Umgang mit landwirtschaftlichen Produkten war früher auch bei uns üblich, ist aber durch das „cherry picking“ der Bestandteile unserer Natur, die den meisten direkten Gewinn abwerfen, verloren gegangen. So ruinieren wir unsere Böden und produzieren wenig gesunde Lebensmittel.

Neben der Nutzung von Pflanzen nimmt man sich auch der Tiere an, so gibt es über verschiedene Wasserbecken ein Aquaponics-System, in dem das von den Fischen verschmutzte Wasser als Nährstoff (und zur Reinigung) an die Pflanzen weitergegeben werden, das Prinzip wird in diesem Video erkärt – bei Songhai sind es mehrere Becken, durch welche die Filterung erfolgt. Auch Hühner und andere Tiere, die dort aufgezogen werden, sind Teil der Nahrungskette, indem ihre Ställe so gebaut werden, dass die Abfälle direkt abtransportiert werden. Auch die menschlichen Fäkalien werden als Nahrungsmittel direkt genutzt. Andere Tiere, die dort aufgezogen werden, waren vom Aussterben bedroht und sind jetzt Teil der beeindruckenden ökologischen Welt. Die Teilnehmer am Songhai – System bringen immer wieder neue Ideen ein, so dass eine stetige Verbesserung im Umgang mit Pflanzen und dem was wir Abfall nennen, entsteht.

Das gilt auch für die Plastik-Problematik. Denn viele der Produkte, die Songhai verkauft, sind in Plastik verpackt oder abgefüllt. Allerdings haben sie auch eine eigene Plastik-Recycling-Anlage und sammeln Wasserflaschen zusätzlich zu den eigenen ein, um diese wiederzuverwerten. Ein weiteres Beispiel, wie man einen positiven Fußabdruck generieren kann, indem zusätzlich ein positiver Effekt auf das Umfeld erreicht wird. Die Energie vor Ort wird komplett aus erneuerbaren Energien (vorwiegend Biomasse und Sonne) erreicht. Für mich als Menschen, der auf dem Bauernhof aufgewachsen ist, ein faszinierender Einblick der Möglichkeiten, die wir in Europa viel zu wenig nutzen.