Seit mehr als 2 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit Cradle to Cradle im C2C e.V. und auf beruflicher Ebene. Immer wenn es darum geht, das Prinzip zu erklären, sind die Zuhörer sehr angetan von der Idee. Produkte so zu designen, dass sie am Ende der Nutzung nicht zu Müll führen, der deponiert oder verbrannt (leider zu oft als „thermisch verwertet“) werden muss, sollte unsere Maßgabe sein. Dann kommen jedoch oft die Skeptiker zum Zug, die Probleme in der Umsetzung aufzeigen. Das Schöne für mich jedoch ist: Es gibt schon viele gute Beispiele von Unternehmen, die auf Cradle to Cradle Denkweisen umgestellt haben und damit erfolgreich sind. Eine Cradle to Cradle Denkweise bedeutet dabei nicht nur Recycling, sondern die Erstellung von Produkten, die gesund für die Menschen (sowohl die Benutzer als auch die Hersteller) und gut für die Umwelt sind – eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Doch da sind wir noch einiges entfert, auch wenn es immer mehr Produkte gibt.
Auf der Plattform http://www.c2c-centre.com fällt mir die Suche und das Verständnis der Produkte fast leichter als auf der Seite des Zertifizierers Product Innovation Institute. Das Gute ist – bei jedem Besuch der Website finden sich neue Unternehmen, die ihre Produkte nach dem Standard umsetzen und dies auch nachweisen lassen. Mittlerweile auch bekanntere deutsche Unternehmen, z.B. Schüco als Fensterhersteller. Oft sieht man bei diesen Unternehmen, das Cradle to Cradle ein logischer Schritt ist, der bereits vorhandene Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergänzt. Daher fällt der Schritt Unternehmen leichter, die bereits andere Maßnahmen gestartet haben, auch für Startups ohne „Altlasten“ lässt sich diese Denke gut einbauen. Für Unternehmen, die bereits eine breite Produktpalette aus „nicht-Cradle-to-Cradle“-Produkten im Einsatz haben, ist dies schwieriger. Dem Change Management kommt als Ergänzung zum reinen Projektmanagement eine größere Bedeutung zu, um mit diesen Herausforderungen umzugehen und eine langfristige Veränderung sicherzustellen.
Nachhaltigkeitsorganisationen machen diesen Unternehmen die Umstellung oft nicht leichter, da erste Maßnahmen als „Greenwashing“ bezeichnet werden und auf die wenig nachhaltige Fertigung der anderen Produkte verwiesen wird. Dies ist aus meiner Sicht oft eine weitere Barriere, zumindest für die Kommunikation der Fortschritte nach außen.
Dort sollten beide Seiten einen besseren und konstruktiveren Umgang miteinander finden. Die Unternehmen dürfen durchaus zugeben, dass sie bei manchen Produkten (bisher) noch keine Lösung für die neuen Herstellprozesse haben, wenn sie sich ernsthaft auf den Weg zur Verbesserung begeben. Und die Organisationen, indem sie Geduld haben und eher die Unternehmen anklagen, die bisher noch gar nichts in Richtung Nachhaltigkeit tun.
Dass Cradle to Cradle Ansätze oft nicht umgesetzt werden, hat noch andere Gründe, ähnlich wie andere Nachhaltigkeitsprojekte. Oft ist der Nutzen nicht sichtbar oder zu langfristig (und damit zu wenig greifbar). Wichtig ist es, klare Kriterien zur Messung der positiven Wirkungen zu finden und diese kontinuierlich zu verfolgen. Dies sollten die richtigen Kriterien sein – denn leider wird zu wenig nach neuen Lösungen gesucht, sondern eher nach „Verbesserungen der schlechten Situation“ – aber „weniger schlecht“ ist nicht „gut“. Daher sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, was langfristig als der richtige Weg zu betrachten ist. Wie dabei der Gesetzgeber und andere Geschäftspartner mitwirken können, werde ich in einem zukünftigen Beitrag weiter vertiefen.