Letzte Woche war ich bei einem Kunden für einen Beratungstermin. Zunächst war es vorgesehen als „Coaching“ der Projektleitung (einer Projektleiterin und ihrer Stellvertreterin). Allerdings wollte auch der Abteilungsleiter Informationen darüber haben, welche Erkenntnisse es bzgl. dem „Zustand“ des Projekts sowie der Anwendung von PRINCE2 als gewünschter Methodik für die Zukunft aussieht. Natürlich funktioniert dies mit einem echten Coaching nicht, denn dort basiert die vertrauensvolle Zusammenarbeit sehr stark darauf, das die Inhalte des Coaching nicht an die Vorgesetzten weiter gegeben werden. Wie sind diese Interessenskonflikte am besten in den Griff zu bekommen?
Am besten ist natürlich zunächst das Spielen mit offenen Karten und die Klärung mit allen Beteiligten, was die wesentlichen Ziele des Auftrags sind. Wir kamen überein, dass die Erkenntnisse über den Zustand des Projektmanagements in Abstimmung mit der Projektleitung an den Auftraggeber weiter gegeben werden sollten. Erfreulicherweise war das Projekt so gut gemanagt, dass die Zusammenfassung ohne viel Abstimmbedarf ablief und weiter gegeben wurde. Die Projektleitung war für die Anregungen von außen dankbar. Besonders positiv war der Blick von außen auf ihr Projekt und die Bestätigung, dass die Anwendung der gewünschten Standards sehr gut vorgenommen wurde. Dadurch erhielten sie zusätzliche Sicherheit, dass sie auf dem richtigen Weg sind – und das Projekt nicht zuletzt deshalb momentan so gut läuft, weil sie gutes Projektmanagement betrieben haben.
Unklar definierte Aspekte, die im Projektverlauf zu Problemen führen könnten, wurden angesprochen und Maßnahmen identifiziert. Anhand der PRINCE2 Methode, die insbesondere für das Initiieren von Projekten klare Aufgaben definiert, wurde der aktuelle Stand analysiert und die verschiedenen Handlungsfelder für die Projektleitung abgestimmt. Einige Punkte (warum ist Herr … im Lenkungsausschuss und Herr … nicht) wurden methodisch tiefer beleuchtet und die Begründung für die Einordnung der Personen abgeglichen. Wichtig ist es jetzt, die damit verbundenen Verantwortlichkeiten den Kollegen noch zu verdeutlichen.
Dankbar war die Projektleitung dafür, dass ich durch den Bericht an den Auftraggeber einige Punkte eindeutig ansprechen konnte, die der methodischen Umsetzung derzeit noch im Wege stehen oder die grundsätzlich im Unternehmen gelöst werden müssen. So gibt es über das einzelne Projekt hinaus einen Nutzen, der das Unternehmen weiter bringt. In diesem Fall war die Verknüpfung von Assessment und Coaching machbar und sinnvoll – ob das in jedem Fall so funktioniert, sollten Sie für die konkrete Situation betrachten. Idealerweise wird der Fokus beim Assessment auf die Zukunft und die Handlungsmöglichkeiten gelegt und nicht auf die Vergangenheit und ggf. erfolgte Unterlassungen.