Sind Menschen wirklich Ressourcen?

Sind Menschen wirklich Ressourcen?

Gerade weil ich mich in diesen Wochen intensiv mit Multiprojekt- und Portfoliomanagement beschäftige, ist mir diese „Gleichsetzung“ des Menschen/Mitarbeiters mit dem Begriff „Ressource“ nochmal deutlich vor Augen geführt worden. Sehr oft, wenn ich über Ressourcen rede, fällt mir auf, dass dies mit den Personen gleichgesetzt wird, die in Projekten eingesetzt werden. Dieser Abwertung des Menschen zu entkommen, ohne in Diskussionen zu enden, die nicht zielführend sind, ist gar nicht so einfach. Einen Weg habe ich gefunden. Woher rührt diese Gleichschaltung der Begriffe? Im Tagesgeschäft werden die Menschen der eigenen Abteilung als Mitarbeiter, Teammitglieder, Team oder Personen angesehen. Es würden wohl nur wenige auf die Idee kommen, davon zu sprechen, dass sie in ihrer Abteilung 6 Ressourcen verplant haben. Denn die Menschen sind genauer definiert, sie sind bekannt und tauchen in einem Organigramm mit Namen auf.

Plant man ein Projekt, dann hat man gerade zu Beginn noch nicht die Namen der Menschen, die mitarbeiten werden. Dafür behilft man sich oft damit zu sagen, dass man Ressourcen aus dem Bereich Entwicklung und IT benötigt – zumal oft noch nicht klar ist, ob diese Arbeiten durch interne Mitarbeiter durchgeführt werden können oder extern besetzt werden müssen. Bei der Planung werden die Ressourcen dann auch noch prozentual bewertet – so werden „Ressourcen“ mit 20% oder 50% für ein Projekt eingeplant. Was mache ich denn mit einem halben Menschen in meinem Projekt? Wir meinen ja, dass der Mensch zu 20 oder 50% seiner Arbeitszeit  für das Projekt arbeiten soll (das Fass, was unter Arbeitszeit zu verstehen ist, lasse ich hier bewusst zu). Obwohl es mir in den meisten Projekten mehr geholfen hätte, 50% der Leistung eines Mitarbeiters zu bekommen als 50% seiner Zeit…

Der Fehler, dass dann bei der Einsatzplanung der Projektmitarbeiter „Ressourcen“ und nicht Menschen für einzelne Aufgaben geplant werden, zieht sich im Projekt oft durch. Denn wenn man „Ressourcen“ plant, geht man davon aus, dass diese wie geplant da sind und so „funktionieren“ wie geplant. Bei den echten Ressourcen wie z.B. „Testsystem“, „Drucker“ oder „Verpackungsmaterial“ geht das recht gut und zuverlässig. Bei Menschen  nicht. Auch aus diesem Grund ist die Unterscheidung wichtig. Wenn ich Ressourcen plane, dann sind das Dinge, die da sind oder gem. einer beschriebenen Definition geliefert werden können.

Alles andere, was oft unter Ressourcenplanung subsumiert wird, ist die Einplanung von Mitarbeitern für das Projekt. Diese sind individuell so unterschiedlich, dass der Einsatz eines anderen Menschen als des eingeplanten in meinem Projekt zu massiven Abweichungen in Zeit und Aufwand für einzelne Ergebnisse führt. Umso wichtiger ist es, bei der Planung zu definieren, mit welchen Mitarbeitern man die Zeiten und Aufwände geplant hat. Und das zu dokumentieren. Denn sonst kommt das böse Erwachen in der Durchführung, wenn die Arbeit länger dauert und ich als Projektleiter erklären muss, dass ich mit ganz anderen Mitarbeitern gerechnet hatte. Die dann doch in einem anderen Projekt eingesetzt wurden.

Ein weiteres Problem, was mit dem Ressourcenbegriff verbunden ist, ist die Einschätzung unserer Projektmitarbeiter. Eine „Ressource“ denkt nicht und liefert Beiträge und Ideen, um das Projekt zu verbessern. Ein Mensch, den ich als solchen wertschätze, schon. Wenn ich mich darum kümmere, sein Mitdenken zu schätzen und in die Planung mit einzubeziehen. Stattdessen versuchen viele Projektleiter, Dinge besser zu wissen als die Fachleute und für diese zu planen. Ein paar Fragen reichen meist schon aus, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie der Mitarbeiter Situationen lösen kann und was ihm dabei hilft. Als Projektleiter muss ich mich hier als Führungskraft verhalten und die Lösungskompetenz beim Projektmitarbeiter stärken, das dafür erforderliche Umfeld schaffen und dafür sorgen, dass der Mensch für das Projekt wertvoll arbeiten kann. Eine spannende Herausforderung für Projektleiter.

Wir sollten öfter mal die Begriffe, die wir benutzen, reflektieren, zusammen mit den dahinter stehenden Ansichten. Denn eine wertvollere Einbindung der Mitarbeiter im Projekt fängt oft damit an, diese als Menschen wahrzunehmen und dies in die Planung mit einzubeziehen. Dabei hilft es, klarzumachen, was Ressourcen im eigentliche sind und Personen davon abzugrenzen. Genau das versuche ich in meinen Trainings zu vermitteln.