Software und Circular Economy

Software und Circular Economy

Software unterstützt Circular Economy, gleichzeitig dienen die Instrumente der Kreislaufwirtschaft als Werkzeuge für eine zirkuläre Software-Entwicklung. Diese Erkenntnis reifte während eines Workshops. Es kam die Diskussion auf, inwieweit Software selbst als zirkulär angesehen werden kann. Digitalisierung, Big Data und weitere Software-Lösungen hatte ich bisher vor allem als Enabler für Kreislaufwirtschaft angesehen, weniger als Objekt für die Nutzung zirkulärer Strategien selbst. In diesem Beitrag gehe ich sowohl darauf ein, wie Software Circular Economy unterstützt als auch welche Analogien zwischen Software und Zirkularität bestehen.

Denn Software-Entwicklung ist eines der besten Beispiele zur Erläuterung des zirkulären Denkens. Schauen wir uns die „as a Service“-Strategien an. Die Idee, den Besitz bei denjenigen zu lassen, die am besten mit der Software umgehen können (den Entwicklern) und den Nutzern (durch cloudbasierte Lösungen) einen Zugang zur jeweils aktuellsten und besten Version der Lösung zu ermöglichen, erklärt die Product as a Service Strategie aus der Circular Economy am besten. Doch es gibt noch wesentlich mehr, das gute Software-Entwicklung und Kreislaufwirtschaft gemeinsam haben.

Der Lösungsraum für Zirkularität

Um das Brainstorming über die geschäftlichen Möglichkeiten durch die Kreislaufwirtschaft aufzuzeigen, nutze ich in meinen Workshops gern 7 Bereiche, aus denen sich Möglichkeiten ergeben. In der Praxis liegt der Fokus bei mehr Nachhaltigkeit oft in der Herstellung, da man diese selbst beeinflussen kann. Man nutzt weniger Areas of opportunity for Circular EconomyMaterial, schaut z.B. auf die Art des Material (bio-basiert, biologisch abbaubar, recyclet oder recyclebar) und die Reduktion der Energie bei der Bearbeitung. Doch der wichtigste Faktor ist das Design der Produkte – beim Design sollten Sie alle Aspekte für eine bessere und längere Nutzung der Produkte bzw. Komponenten im Blick haben. Daraus ergeben sich schon neue Geschäftsmöglichkeiten. Denn modulares Design, das leichte Reparatur, Aufwertung und Wiederverwendung einzelner Komponten einbezieht, ermöglicht einen besseren Service für den Nutzer. Und erleichtert die Zusammenarbeit mit den Service-Providern, die den Lebenszyklus des Produkts begleiten (z.B. Reparaturbetriebe oder Verwerter von Sekundärmaterialien).

Die Geschäftsmodelle für alle anderen Bereiche können sowohl durch den Hersteller selbst als auch durch Partner umgesetzt werden. Je wertvoller die Produkte und Bestandteile, umso wichtiger ist es, diese effizient zu nutzen. Zirkuläre Ansätze werden insbesondere für Materialien hoher Qualität verfolgt – denn dort ist der Aufwand an Energie und Arbeitseinsatz in der initialen Herstellung sehr hoch, mit vielen Emissionen verbunden und teils unter schwer kontrollierbaren Arbeitsbedingungen gefördert. Für Baumaschinen gibt es sowohl einen Primär- als auch Sekundärmarkt, diese werden geteilt, verliehen, repariert, weiterverkauft, wiederaufbereitet, einzelne Teile recyclet und teils mit qualifiziertem Personal als Service zur Verfügung gestellt. Lösungen für jeden Bereich zu finden, sehen wir als unsere Aufgabe an – mit unserem Ansatz findet jedes Unternehmen die besten Anknüpfungspunkte.

Software unterstützt zirkuläre Lösungen

Für viele dieser Geschäftsmodelle ist Software sehr wertvoll – denn es geht darum, die benötigte Nutzung von zusätzlichen Ressourcen zu entkoppeln. Genau zu wissen, aus welchen Materialien und Komponenten die Produkte bestehen, wird immer wichtiger. Denn nur so können die einzelnen Bestandteile weiter- oder wiederverwendet werden. Die Prüfung und Sicherstellung der Qualität von Sekundärmaterialien ist dann erleichtert, wenn die Bestandteile eindeutig gekennzeichnet und auslesbar sind. Auch das Tracking und Tracing von verbautem Material, insbesondere bei wenig mobilen Teilen, ist wichtig. Insbesondere für den Bau gibt es dabei für Urban Mining noch viel Potential, um frühzeitig zu wissen, wo Ressourcen verfügbar sein werden. https://www.baukarussell.at/, https://www.cycle-up.fr/, https://excessmaterialsexchange.com/  oder https://www.cyrkl.com/en/ sind Plattformen, die eine bessere Nutzung von Sekundärmaterial anstreben.

Es noch eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten für Software zur Optimierung der Nutzung, sei es durch Energieeffizienz in der Produktion, Simulationen wie „Digital Twins“ von Fabriken für die Optimierung von Material. All diese sorgen dafür, dass die Nutzung vorhandener Ressourcen verbessert wird. Viel Potenzial liegt meiner Meinung nach darin, die Verknüpfung der verschiedenen Akteure zu verbessern, d.h. gezielte Herstellerinformationen für Benutzer, Reparatur und Wiederverwertung und Feedback aus Nutzung, Reparatur und Weiterverwendung zurück an die Hersteller. Je höher die Transparenz über Konsequenzen in der Nutzung und Möglichkeiten zur Wiederverwendung, desto eher wird das Design der Produkte und Services einen zirkulären Blick einnehmen können.

Zirkuläre Software-Lösungen

Wann ist eine Software zirkulär? Welche zirkulären Geschäftsmodelle gibt es im Software-Bereich. Nicht jede der Kreislaufwirtschafts-Strategien passt für jedes Szenario. Daher ist es immer wichtig zu verstehen, wie die Nutzung erfolgen soll. Wie kann man Software im Sinne der Kreislaufwirtschaft gestalten, und welche Fragen sollte man sich für die eigene Software-Lösung stellen? Meine Gedanken dazu habe ich mit den Bereichen der Geschäftsmodelle verbunden.

Design und Erstellung:

Für welche Zwecke wird die Software erstellt? Aufgrund der Vernetzung ist es wichtig, das Umfeld zu kennen und zu berücksichtigen, so dass möglichst wenig Anpassungen bei der Integration erfolgen und vorhandene Daten von anderen Systemen genutzt werden können. Redundante Datenhaltung, hoher Verbrauch an Speicherplatz oder Bandbreite bei der Nutzung sind ebenfalls Aspekte, die für die Circular Economy nicht förderlich sind.

Software sollte so erstellt werden, dass sie gut verständlich (und damit dokumentiert) für viele ist. Dabei ist zu unterscheiden, welcher Stakeholder welche Informationen benötigt. Programmierer der Software, Betreiber von Schnittstellen-Systemen, die mit der Software kommunizieren und IT-Fachleute, die für den User die Software einstellen oder warten, haben höhere Ansprüche an Informationen als die Anwender selbst. Die Bedürfnisse sollten in der Entwicklung genauso berücksichtigt werden wie die der Anwender.

Bei der Erstellung der Software sollten die gleichen Design-Ansprüche gelten wie für Produkte: Erweiterbar, schnelle Identifikation von Fehlern für Reparaturen, einfach zu korrigieren, Schnittstellen, die eine Integration mit anderen Systemen erleichtern. Welche Daten können einfach gelöscht werden, welche müssen archiviert werden? Ein Großteil an „Speicherfressern“ und Müll in den Systemen sind Daten – das kennen viele, die sich die ansehen, was den Speicherplatz ihrer Laptops oder Smartphones belegt.

Eine frühzeitige Einbindung der Nutzer über agile Vorgehensweisen sorgt dafür, dass kein „Waste“ produziert wird, d.h. es wird das geliefert, was die Anwender wirklich benötigen und anwenden. Generell sollten Sie evaluieren, was in der späteren Nutzung für Erschwernis und unnötige Kapazitäten sorgen kann.

Nutzen und teilen

Einige der Punkte sind im vorigen Absatz bereits erwähnt. Wenn es um weitere Strategien der Nutzung geht, sollten Sie sich die Daten ansehen. Welche Daten sind bereits vorhanden und können für weitere Zwecke genutzt werden? Wie kann Speicherplatz geteilt werden – wie werden die Updates bereitgestellt? Wieviel Funktionalität muss auf dem Client bereitgestellt werden und was läuft zentral auf dem Server. Cloudbasierte Lösungen sind eine konsequente Weiterentwicklung eines kreislauffähigen Angebots.

Geschäftsmöglichkeiten zur Nutzung müssen nicht vom Hersteller selbst angeboten werden, auch dafür gibt es schon Lösungen. Gemeinschaftliches Einkaufen von Software-Lösungen, vergünstigte Angebote für Berater, die diese dann für mehrere Kunden nutzen können. Angebote, um redundante Datenhaltung zu reduzieren, sind genauso zirkulär wie lokale Netzwerke zu knüpfen, bei denen nicht jeder jede Software benötigt.

Reparieren, weiterverkaufen und wiederaufbereiten

Die immer leichter werdenden Tools zur Remote-Unterstützung helfen beim Reparieren von Fehlern. Der Service-Desk und einfache Fehlerbehebung sorgen dafür, dass Software besser und länger genutzt werden kann. Große Anbieter übernehmen diese Services oft und optimieren sie, allerdings oft auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit. Als Anwender werden wir immer stärker in die Leistungserstellung der Produzenten einbezogen, sei es beim eigenständigen Abräumen der Tische nach dem Essen oder beim Aufbau unserer Möbel. Viele Software-Anbieter haben den Benutzerservice ebenfalls an die Kunden ausgelagert, denn dies ist die effizienteste Lösung. Alle Antworten sind schon irgendwo vorhanden. Doch wieviel Zeit möchte ich damit verbringen, in Support-Foren, mit Chatbots oder automatisierten Ansagen über Telefon zu versuchen, die richtige Frage zu stellen?  Die beste Bereitstellung erhalte ich persönlich, wenn ich mich über einen Online-Chat mit einem Menschen austauschen kann. Und dieser Mensch kann mein Anliegen / meine Frage dazu nutzen, die Software zu optimieren statt die Fehlerbehandlung.

Feedback von den Anwendern strukturiert erfassen und zur Entwicklung nutzen, ist sicher ein großes Potenzial für mehr Kreislauffähigkeit. Denn die Informationskreisläufe sind nicht nur in der Software, sondern auch in anderen Bereichen, nicht gestaltet. Wer dies besser in den Griff bekommt, hat auch für die Unterstützung zirkulärer Lösungen viel gelernt.

Um zu wissen, was den Nutzern von Software noch fehlt, bietet sich immer ein Blick in Youtube an. Welche Tutorials zur Nutzung am besten ankommen, entscheidet dort der Markt direkt. Gibt es Re-seller für Software? Oder eine Aufbereitung von Software, insbesondere wenn die Anbieter nicht mehr weiterentwickeln? Wie bringe ich meine Desktop-Lösung einfach auf das Smartphone? Wie erleichtere ich ein Upgrade inkl. der Migration von Daten? Wie bereinige ich Code oder transferiere ich diesen?

Recycling von Software

Wie kann man Software recyclen? Wird eine Software nicht mehr genutzt stellt sich immer die Frage, ob Teile davon noch weiterverwendet werden können? Welche Funktionalität werden noch benötigt, wie wurden diese erfolgreich bereitgestellt? Ein anderer Teil des Recycling sind Lizenzen – eine Verwaltung der Lizenzen und die einfache Weitergabe an andere/neue Mitarbeiter wird jedem Kunden das Leben erleichtern. Tools und Mitarbeiter für das Lizenzmanagement existieren zwar bei größeren Unternehmen, für kleinere Unternehmen braucht es einfach und leicht bedienbare Lösungen. Ansonsten gibt es viele „Lizenzleichen“, die dem Anbieter oft noch Einnahmen bringen, ohne dass er eine Gegenleistung erbringen muss.

Software as a Service

Ich benötige keine Software, ich möchte ein Dokument gemeinsam erstellen, eine Präsentation wirkungsvoll halten, die Produktion steuern, eine faire und korrekte Bezahlung meiner Mitarbeitenden sicherstellen. Es ist eine gängige Strategie, mit cloudbasierten Lösungen Software bereitzustellen, die zentral weiterentwickelt wird und fortwährend aktualisiert. Als Anwender bekomme ich dies meist gar nicht mit, als interne IT-Abteilung muss ich sicherstellen, dass die Bereitstellung in Kombination mit allen anderen eingesetzten Programmen reibungslos erfolgt. Kann die Software weitgehend autark genutzt werden oder habe ich viele Schnittstellen? Wie stelle ich ein kontinuierliches integriertes Testen aller Updates sicher? Wer prüft die Auswirkungen kleinerer Änderungen auf meine gesamte IT-Landschaft und was bedeutet dies für meine Hardware.

Wie geht es weiter?

Dies sind einige Gedanken zur Circular Economy für Software – den kompletten Bereich der künstlichen Intelligenz habe ich hier außen vor gelassen. Dieser liefert ein erweitertes Anwendungsspektrum, und teils erhöhte Komplexität der Wechselwirkungen. Kooperation und Kommunikation werden mehr und mehr Bedeutung bekommen, denn wir können die Menge an Informationen und Daten nicht mehr verarbeiten. Wir sollten uns als Menschen zugestehen, dass wir Unterstützung benötigen:

  • Auswertung und Aufbereitung der Daten
  • Ein ständiges Aufräumen, was noch benötigt wird und was nicht mehr
  • Menschen, die Antworten finden und geben statt dass wir selbst in Archiven und Foren suchen
  • Kontinuierliche Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit von Software statt dem Fokus auf effizienten Lösungen
  • Einrichten von Informationskreisläufen: das an jeder Stelle erforderliche Wissen bereitstellen und Feedbackschleifen einbauen, um alle Kreisläufe zu optimieren.

Sie benötigen den Willen zur Optimierung der Anwenderbedürfnisse, um kreislauffähige Lösungen in und mit Software zu erstellen. Welche Veränderungen der Denkweisen und welche Partner es dafür benötigt, finden wir gern mit Ihnen im kostenlosen Analysegespräch heraus.