Immer mehr Menschen suchen nach einer anderen Art der Arbeit, und damit oft auch nach anderen Unternehmen. Bei unserem Workshop zur Umsetzung der Gemeinwohl-Ökonomie im Unternehmen kam letzte Woche wieder eine Diskussion auf, wie man diese findet. Einer der Teilnehmer arbeitet im Recruiting und erhält diese Frage von den Bewerbern, mit denen er spricht, immer öfter. Sie suchen Unternehmen als zukünftige Arbeitgeber, die sinnstiftend und wirklich nachhaltig unterwegs sind. Und gerade in den jüngeren Generationen gibt es einen größeren Anteil an Menschen, die nicht primär nach finanziellen Kriterien ihren Job suchen, sondern dort arbeiten möchten, wo sie etwas bewirken können. Und einen Sinn in dem sehen möchten, was sie tun. Das können sie im Interview herausfinden, in dem Sie die Beteiligten fragen, warum sie im Unternehmen arbeiten.
Doch wer fragt das wirklich? Und was sind die Antworten der Interviewpartner aus dem Unternehmen? Beide Seiten sollten darauf vorbereitet sein, denn daraus können wertvolle Gespräche entstehen. Denn wenn die Werte passen ist das wichtiger als alle geforderten Kriterien abhaken zu können.
Gehen wir noch einen Schritt zurück – wie finde ich überhaupt Unternehmen, bei denen ich auf diese Frage etwas andere Antworten erwarten kann?
Der Blick nach innen
Für jeden, ob auf der Suche oder im Unternehmen aktiv, ist dieser Blick wichtig. Damit meine ich nicht den Blick ins Unternehmen, sondern zunächst den Blick in uns selbst. Was ist mir eigentlich wichtig? Denn Nachhaltigkeit hat sehr unterschiedliche Aspekte, und wir haben unterschiedliche Prioritäten:
- Geht es mir darum, dass ökologische Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung hat?
- Möchte ich bei einem Unternehmen arbeiten, in dem Respekt, Wertschätzung, Inklusion und Mitbestimmung ganz oben auf der Agenda steht?
- Will ich in einer Organisation arbeiten, die das Potenzial hat, Veränderungen im größeren Umfang umzusetzen?
- Ist Gerechtigkeit, Gemeinschaft und Kooperation ganz oben auf meiner Agenda?
Oder sind es alle Punkte – es gibt kein richtig oder falsch, denn das sind die eigenen Werte. Der Gemeinwohl-Schnelltest hat mir geholfen, diese Punkte etwas klarer zu sehen. Die sollte ich im Unternehmen finden oder die Werte und Handlungsweisen des Unternehmens sollten zumindest nicht im Widerspruch dazu stehen. Wenn ich diese Werte gefunden habe, ist die Frage, welches Unternehmen dazu passt.
Der Blick von außen
Wie finde ich also diese nachhaltigen Unternehmen? Woran mache ich fest, dass ein Unternehmen sich ernsthaft um die Belange der Mitarbeitenden kümmert? Nachhaltigkeitsberichte können dazu Anknüpfungspunkte bieten, doch oft konzentrieren sich darauf, sich nach außen positiv im Bereich Nachhaltigkeit darzustellen. Es lohnt sich auf jeden Fall einen Blick hinein zu werfen und kritisch anzuschauen, wie ehrlich das Unternehmen ist. Je weniger Aussagen zum Verbesserungspotenzial und kritische Blicke in die eigene Tätigkeit zu finden sind, umso wichtiger ist es, dies im Gespräch zu erfragen.
Die Website ist ebenfalls aufschlussreich – was steht im Abschnitt „Über uns“? Gibt es Aussagen zu Nachhaltigkeit / CSR (Corporate Social Responsibility) oder zum Team? Wird nur über die Gründer / Verwantwortlichen gesprochen oder der Blick auf die Mitarbeitenden gelegt? Finden sich Informationen zu Geschäftspartnern oder Organisationen, in denen man aktiv ist bzw. die man unterstützt. Auch in Artikeln zum Unternehmen lässt sich ablesen, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll. Je stärker der Fokus auf die Umsatzzahlen oder Gewinne als Ziel der Unternehmenstätigkeit gelegt werden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die beteiligten Menschen sowohl im Unternehmen als auch auf der Lieferanten- und Kundenseite ihr eigenes gesundes Wachstum zurückstellen müssen.
Der umfassende Nachhaltigkeitsblick – ein Gemeinwohlbericht
Einen tiefen 360 Grad Blick ins Unternehmen bietet der Gemeinwohlbericht, auf Basis einer Gemeinwohlbilanz erstellt. Die Anzahl der Unternehmen, die einen so umfassenden Einblick bieten, ist leider noch gering. Denn es erfordert eine hohe Portion Mut und den Willen, sich auch unbequemen Wahrheiten zu stellen, um diesen Weg zu gehen. Trotzdem lohnt es sich, diesen Weg zu gehen. Nicht nur die erfolgreichen Unternehmen wie Sonnentor, Grüne Erde, Elobau oder Ecosia haben wenig Probleme die geeigneten Mitarbeitenden zu finden. Alle, die sich offen mit ihren nachhaltigen Werten zeigen, sind wesentlich stärker als Arbeitgeber gefragt. Denn diese Werte machen ein Unternehmen attraktiv als Arbeitsplatz für Menschen, die sich entfalten wollen und etwas bewegen wollen.
Manche Unternehmen sind noch nicht so weit, diese Aussagen zu veröffentlichen. Doch sie möchten sich ernsthaft auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit machen. Diese können sehr interessante Aufgaben bieten, allerdings ist die Unsicherheit bzgl. des Wegs höher. Ich muss als Bewerber bereit sein, mit Rückschlägen und Unverständnis innerhalb der eigenen Organisation zu leben, dafür habe ich die Möglichkeit eine Transformation des Unternehmens aktiv mit zu gestalten. Die Fragestellungen für den Gemeinwohlbericht können mir für die Gespräche mit Unternehmen wertvolle Fragen liefern. Eine Zusammenstellung dieser Fragen für ein Job-Interview gibt es derzeit noch nicht – die Berichtsfragen aus dem Arbeitsbuch liefern jedoch einige gute Ansätze. Zumindest zu den dort erwähnten Negativaspekten sollten die Gesprächspartner klare Antworten haben.
Das richtige Unternehmen zu finden fängt bei mir selbst an
Das ist einer der Aspekte, die aus meiner Sicht wichtig sind. Ich arbeite gern mit Personalberatungen und -vermittlungen zusammen, die für nachhaltig denkende Menschen die richtigen Partner finden. Leider sind viele dieser Unternehmen nicht auf den Menschen ausgerichtet und nicht nachhaltig aufgestellt. Oder sie tun sich schwer, die Einstellung des Unternehmens zu Nachhaltigkeit zu ermitteln bzw. offen darzustellen. Aus unserer Sicht gehören die „ESG-Kriterien“ für den Personalbereich in die Zukunft, die Gemeinwohl-Orientierung kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Wir unterstützen Unternehmen, die Menschen wertschätzen und helfen, dass diese einen guten Beitrag liefern können – sowohl Einstellungshelfende als auch Vermittelnde. Wir helfen gern, bessere Kriterien für die Auswahl der Partner zu entwickeln.