Bringt es etwas, im Methodentraining ein Beispiel der Teilnehmer zu nutzen?

Bringt es etwas, im Methodentraining ein Beispiel der Teilnehmer zu nutzen?

Die Diskussion dazu haben wir in der Vorbereitung von Trainings öfter – ist es sinnvoller, eine vorbereitete Fallstudie im Training zur Methodik im Projektmanagement durchzugehen oder nimmt man ein Beispiel aus dem eigenen Umfeld? Meine Trainingserfahrungen in den letzten Wochen haben mich darin bestärkt, für viele der Übungen Projekte aus dem Umfeld der Teilnehmer zu wählen, wenn das Training mit Teilnehmern des gleichen Unternehmens erfolgt. Auch wenn dies für den Trainer eine höhere Herausforderung darstellt als beim vorbereiteten Beispiel. Für die nachhaltige Anwendung und Akzeptanz der Methode im Unternehmen sehe ich dies als einen wichtigen Baustein, aus verschiedenen Gründen.

Zum einen gibt es den direkten Nutzen, wenn wir ein Projekt besprechen, welches gerade ansteht. Letzte Woche beim kombinierten PRINCE2 Foundation- und Practitionertraining war der Abteilungsleiter eines Logistik-Dienstleisters begeistert. Ein internes Projekt zur Produktoptimierung haben wir im Rahmen des Trainings aufgesetzt, die wichtigsten Stakeholder identifiziert und die Verteilung der Rollen überlegt. Die ersten Planungsschritte, die Behandung einiger Risiken und Abweichungen und auch die Abstimmung von Arbeitspaketen wurde in Gruppenarbeiten auf Basis von PRINCE2 behandelt. Dadurch hat sich der Projektmanager einiges an initialen Arbeiten gespart, die er ansonsten nach dem Training noch hätte durchführen müssen. Und hat gleich einige wichtige Stakeholder mit an Bord, die sein Projekt verstehen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Teilnehmer den Nutzen der Methode für die eigene Arbeit verstehen. Wenn wir ein vorbereitetes Beispiel, z.B. die Organisation eines Messeauftritts nehmen, dann ist die Theorie jedem klar – der Transfer in die eigene Praxis wird jedoch auf die Zeit nach dem Training verschoben, wenn kein Trainer mehr als Sparringspartner zur Verfügung steht. Das führt dazu, das viele Inhalte von Trainings später in der Praxis nicht umgesetzt werden. Wenn die Teilnehmer jedoch am eigenen Beispiel gesehen habe, dass es bei den Inhalten nicht um „Rocket Science“, sondern um praktikable und nützliche Werkzeuge für die eigene tägliche Arbeit geht, findet der erste Transfer bereits im Training statt. Zudem kann ich als Trainer den Teilnehmern an ihrem  Beispiel wesentlich besser erklären, welchen Vorteil ein methodisches Vorgehen hat und wie dieses in der Praxis angepasst werden kann.

Ein ähnliches Feedback habe ich im allgemeinen Grundlagentraining bekommen, bei dem Ingenieure gemeinsam mit Vertrieblern ein Projekt aufsetzen mussten, das sie aus dem eigenen Umfeld kennen. Dabei stellten alle schnell fest, dass sie sehr in ihrer eigenen Denkwelt gefangen sind und die Erweiterung des Horizonts sehr hilfreich für die Gestaltung des Projekts ist. Die interdisziplinäre Arbeit öffnet die Augen für die Positionen und Blickwinkel anderer Abteilungen – auch dies sehe ich als einen nachhaltigen Effekt meiner Trainings.

Nicht zuletzt kann ich als Trainer  anhand der  unterschiedlichen Herausforderungen und Projekte im Training i.S. eines Mentoring bzw. Coaching direkt mithelfen, die Projektarbeit zu verbessern. Durch die Fragen, die ich stelle, merken die Teilnehmer zudem, dass Kenntnisse der Theorie auch ohne fundiertes Wissen des aktuellen Projekts dazu führen, die kritischen Punkte oder Unklarheiten schnell zu erkennen. Dadurch steigt ebenfalls die Motivation, selbst methodischer an die Projekte heranzugehen.