Circular Cities Week in Wien – Ergebnisse veröffentlicht

Circular Cities Week in Wien – Ergebnisse veröffentlicht

Es hat etwas gedauert, bis  die Zusammenfassung der Circular Cities Week von November 2019 durch den Circular Economy Club veröffentlicht wurde. Umso mehr freuen wir uns, dass die Ergebnisse unseres Events in Wien ebenfalls Teil der Dokumentation sind.  Gerne denken wir an die Woche zurück, als es neben unserem Hauptevent auch Veranstaltung zur Standup Innovation von Alchemia Nova gab und weitere lokale Events, um auf die Möglichkeiten der Circular Economy aufmerksam zu machen.

Der Workshop, in dem wir Strategien für eine zirkuläre Stadt Wien diskutiert haben, fand im Impact Hub statt. Er wurde gemeinsam mit dem ARA Innovation Lab organisiert. Als wesentliche Sektoren hatten wir Bau, Wasserwirtschaft, Textil, Recycling und Urban Innovation gewählt. An 5 Tischen diskutierten wir mit mehr als 40 Teilnehmern aus der Stadtverwaltung, Unternehmen unterschiedlicher Größen und von Verbänden Lösungsansätze. Ziel ist es, die Stadt Wien zum Vorreiter der Circular Cities werden zu lassen. Die Ergebnisse wurden an den Bürgermeister zur Berücksichtigung in der Roadmap von Wien weitergegeben.

Ein Blick auf einige wichtige Ergebnisse

Nach der Priorisierung der entwickelten Ideen ergaben sich u.a. die folgenden Ideen. Da ich im Bereich Bauwirtschaft als Moderator am Tisch saß, starten wir damit:

Bauwirtschaft:
  • Sanierungsbedürftige Gebäude auf kreislauffähiges-Niveau bringen, z.B. beim Sanieren genau darauf achten, mit welchen Materialien man arbeitet, damit diese wiederverwendet werden können.
  • Es sollten beim Festlegen von Förderkriterien darauf Wert gelegt werden, dass die Materialien bewahrt werden können, und dass es Kriterien für kreislauffähige Materialien gibt. Bio-Material wie ökologische Dämmstoffe (z.B. aus Pilzen) können genutzt werden.
  • Separationstoiletten können für die Grauwasseraufbereitung genutzt werden und gleichzeitig wertvolle Stoffe wie Phosphor zur Wiederverwertung trennen.
  • Grundlage wäre ein materielles Gebäudekataster, in dem die derzeit genutzten Materialen bestehender Gebäude aufgenommen werden, im Idealfall Entwicklung eines digitalen Stadtmodells mit Materialinformationen
  • Es könnte lokaler Roter Lehm und aufbereitete Ziegelsteine anstatt von Zement genutzt werden.
Wasser
  • Gesellschaftliche Akzeptanz der Grauwasserverwendung/Wasserwiederverwendung – technologisch ist vieles möglich, aber in den Köpfen der Menschen steckt oft noch der Glaubenssatz, dass Grauwasser „schmutzig“ ist. Wichtig ist es hier, auf die Nutzungsszenarien einzugehen, denn sicher ist die Aufbereitung von Wasser zu Trinkwasser aufwändig. Trinkwasser für die Bewässerung zu nehmen, ist allerdings ebenfalls nicht passend, denn dort fehlen dann Nährstoffe.
  • Ausbau der Energierückgewinnung durch natürlichen Druckunterschied in der Trinkwasserversorgungsinfrastruktur sowie Energie und Stoffrückgewinnung aus Klärschlamm.
  • Optimierung der Monoverbrennung zur Düngemittelerzeugung (Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm – MA48)
Textil

  • Eine deutliche Darstellung der negativen Auswirkungen durch Labels. Generell ist Information und Transparenz zu den Stoffen und Materialien sehr wertvoll, z.B. um zu zeigen, welche Grenzen hybride Materialien oder toxische Farben für die Wiederverwertung beinhalten.
  • Ein Pfandsystem und Kleidungvermietungsservices sollten ausgebaut werden.
  • Eine „Börse“ für Textilmaterial könnte entstehen, oder eine „Bibliothek“ mit Leihmöglichkeit von Textilien.
Recycling
  • Nutzung von Ecodesign für die Recyclingfähigkeit der Baumaterialien und eingesetzten Produkten. Idealerweise erfolgt das Recycling erst, wenn eine Wiederverwendung nicht mehr möglich ist.
  • Vereinfachung Regulatorien und Zulassungsverfahren zur Kennzeichnung des derzeit als „Abfall“ markierten Materials, so dass es als Sekundärrohstoff zugelassen werden kann. Generell sollten Anreizsysteme für die Verwendung von Sekundärbaustoffe geschaffen werden.
Urban innovation

Wir diskutierten ein breites Spektrum an innovativen Lösungen. Offenheit und Förderung von innovativen Ansätzen ist erforderlich. Dafür benötigt es einige Änderungen der Rahmenbedingungen. Einige der Ansätze betreffen:

  • Verbrennung und Carbon Recycling als letzte Instanz – auch für CO2 gibt es neue Sichtweisen, z.B. wenn man unterscheidet zwischen „living, durable und fugitive carbon“.
  • Ansätze der Stadtlandwirtschaft durch Urban farming & Vertical farming. Die Ursprünge des Vertical Farming sind in Wien. Der Ruthner-Turm ist eine der Grundlage für die jetzt weiterentwickelte und wirtschaftliche Art des Vertical Farming.
  • Es benötigt klare Transparenz der Kosten für Abfall – nicht nur der direkten, sondern auch der indirekten Kosten. Und derjenigen, die ihn verursachen und die dafür zahlen.
  • Foodwaste Sharing Websites – da gibt es schon einige Ansätze in Wien, z.B. Food.

Was passiert mit den Ideen?

Einige der Teilnehmer nehmen die Lösungsansätze in der eigenen geschäftlichen oder zivilgesellschaftliche Rolle direkt mit. Für manche Ideen gibt es bereits konkrete Vorstellungen, wie diese umgesetzt werden können. Grundsätzlich bieten Neubaugebiete die Chance zur Realisierung neuer/innovativer Lösungen in der zirkulären Infrastruktur und der Einbeziehung aller Beteiligten. In der Seestadt Aspern wurden schon einige Ansätze umgesetzt, nicht alle Ideen führten zu Erfolgen. Wenn wir daraus aktiv lernen, sind auch diese Probleme wertvolle Ansatzpunkte zur Verbesserung.

Der Zukunftshof bietet viele Möglichkeiten, neben der urbanen Stadtlandwirtschaft Kreislauf-Ansätze umzusetzen, denn dort gibt es bereits Ambitionen, Material-, Energie- und Wasserkreisläufe aufzubauen. Einige der für die Bauwirtschaft angedachten Maßnahmen, z.B. die Nutzung des Roten Lehms, die Probe von Separationstoiletten, ökologische Dämmstoffe oder andere ökologische Bauweisen können bei der Sanierung der derzeitigen Gebäude genutzt werden. Eine Unterstützung durch Förderungen könnte dazu führen, den Zukunftshof als Showcase für Kreislaufwirtschaft der Stadt Wien zu nutzen.

In den anderen Feldern werden wir vertiefende Workshops und Aktionen im Laufe des Jahres durch den Circular Economy Club organisieren. Einige Ideen gehen mit unserer Co-Organisatorin Vanessa nach Brüssel. Sie plant dort noch einen zusammenfassenden Workshop.