Letzte Woche war ich auf dem Beyond Next Festival in Amsterdam, organisiert von Circle Economy. Menschen, die sich mit dem Thema intensiver auseinandersetzen bzw. dies in Zukunft wollen, trafen auf Unternehmen, die sich ebenfalls in diese Richtung entwickeln wollen. In einer Stadt, in der es viele Beispiele für Circular Economy Lösungen bereits gibt. An 2 Tagen fand zudem eine Challenge statt, an der ich teilgenommen habe und über deren Erfahrungen ich kurz berichten möchte. Katy Shields hat zu den Vorträgen eine sehr umfassende Zusammenfassung in LinkedIn geschrieben, um noch weitere Einblicke zu bekommen. Insbesondere der Vortrag von Kate Raworth zur Doughnut Economy war sehr spannend und zeigte einige Lösungsansätze auf, aber auch die Notwendigkeit, das Mindset als Nutzer und Unternehmer bzw. Mitarbeitender zu ändern.
Unsere Challenge aus dem Bereich „Beyond Plastics“ kam von Hema, einem großen Discounter, der sich einer großen Aufgabe stellt: „How can we transition to a system free of single use plastics? Wenn man einen Hema-Store betritt, findet man sehr viel Plastik, nicht nur die Verpackung. Unsere Aufgabe als internationales Team war es, in mehreren Sessions Lösungen vorzuschlagen, die dann zum Abschluss der Veranstaltung den Verantwortlichen von Hema vorgestellt wurden. Aus einer Flut an Ideen kamen wir in mehreren Iterationen zu 2 präferierten Lösungen, die wir in unserer Gruppe im Detail bearbeiteten. Es war sehr interessant zu sehen, dass die Mitarbeiter von Hema noch Vertrauen fassen müssen, dass diese Änderungen wirklich vom Unternehmen gewollt und umsetzbar sind. Denn oft wurden Einschränkungen für unsere Vorschläge genannt und die Umsetzbarkeit in Frage gestellt. Ich denke, das ist ein typisches Phänomen, wenn es um die Umsetzung von Circularity geht – wir halten uns sehr stark an dem fest, was wir gewohnt sind, und wirklich disruptiv zu denken, fällt schwer. Das zu akzeptieren ist genauso wichtig wie daran zu arbeiten, es zu durchbrechen. Denn wir wollen etwas umsetzen, möglichst kurzfristig. Das macht es uns leichter, an den Erfolg und die Machbarkeit zu glauben. Wenn eine Vielzahl an Änderungen und ggf. ein komplettes Umsteuern des Verhaltens (z.B. beim Einkauf von Produkten) gefordert ist, stoppen uns Ängste vor der Komplexität, die ersten Schritte zu gehen.
Die Arbeit in der Gruppe insgesamt war sehr bereichernd, auch durch den unterschiedlichen Hintergrund der Teilnehmer, zusätzlich habe ich noch erfahren, was die Herausforderungen für Circular Economy in Indien sind, da ein Teilnehmer dort aktiv ist. Zum Abschluss unserer Challenge erstellten wir einen Storytelling Canvas für unseren Circular Warrior – einen jungen Menschen, der für zirkuläre Lösungen kämpft, aber trotzdem feiern möchte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Und Eltern, die für ihr Kind eine Party organisieren wollen, ohne den ganzen Stress der Planung und ohne viel Abfall, den sie beseitigen müssen. Mit Produkten, die wenig Plastik vorsehen, gebracht und abgeholt werden und wiederverwertet werden können. Vieles davon hat Hema bereits im Sortiment, die Anforderungen an die Lieferanten können ebenfalls gestellt werden, da Hema eigene Marken nutzt. Die Auslieferung und Abholung erfordert Kooperationen und ermöglicht neue Wege, mit den Kunden in intensiveren Kontakt zu kommen. Wir versuchten bei der Erarbeitung dieser Lösung allen Teilnehmern in der Gruppe ein Wort zu geben – dieser partizipative Prozess machte die Lösungsfindung nicht immer einfach, führte aber zu großer Akzeptanz von uns allen – und dank einer tollen Zeichnerin konnten wir unsere Lösung gut visualisieren.
Aus unserer Sicht ist es ein großer Vorteil von Circular Economy Ansätzen, dass die Intensität der Beziehung zum Kunden bzw. zum Nutzer der Leistungen steigt. Wenn dieses direkte Feedback ernst genommen und genutzt wird um das Angebot zu verbessern, sind wir sehr schnell bei den Ideen des Design Thinking und agilen Arbeitsweisen angekommen, um die Bedürfnisse der Kunden besser zu erfüllen.
Wir sind auf einige Herausforderungen gestoßen, auf interessante Lösungsansätze und die Notwendigkeit zu mehr Kooperation mit verschiedenen Partnern. Alles in allem aus unserer Sicht eine machbare Idee, die neue Geschäftsmodelle erfordert – ob Hema diesen Weg gehen wird, werden wir weiterverfolgen. Eine solche Art der Bearbeitung von Circular Challenges ist auf jeden Fall eine sehr wertvolle Erfahrung für alle Beteiligten, da wir aus der theoretischen Diskussion in die praktische Umsetzung kommen und feststellen, welch diverse Lösungsmöglichkeiten es gibt.