Bereits vor 5 Jahren bin ich im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten bei den Wirtschaftsjunioren Frankfurt auf das Cradle-to-Cradle-Konzept gestoßen, die den Gedanken der Kreislaufwirtschaft nutzt und ein Umdenken unserer Sichtweise für industrielle Produktion erfordert.
Wie wäre es, wenn wir unsere Denke des „Make, Take, Dispose“ über den Haufen werfen und nur noch Produkte herstellen, die am Ende ihres Lebenszyklus nicht in den Müll wandern, sondern als „Nahrung“ dienen. Entweder als Nährstoff, da sie biologisch zersetzt werden oder als Rohstoff zur Nutzung in anderen Produkten. Um das zu gewährleisten, muss schon beim Produktdesign überlegt werden, wie die spätere Nutzung ohne hohen Aufwand möglich ist. Mittlerweile hat sich die Idee international schon weiter verbreitet, in Deutschland gehen die Uhren jedoch langsamer. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Ein wichtiger Grund ist der, dass es immer noch ein in Deutschland sehr unbekanntes Konzept mit einem nicht so leicht greifbaren Namen ist. Der Begriff von der „Wiege zur Wiege“, die exakte deutsche Übersetzung, macht es auch nicht leichter verständlich. Die Politik hat sich dieser Idee noch gar nicht angenommen. Anders als in den Niederlanden, in der ganze Regionen die Denkweise aufgegriffen haben und der öffentliche Sektor, Schulen, Universitäten und Unternehmen gemeinsam die Umsetzung angehen, ist in Deutschland Prof. Michael Braungart, einer der „Erfinder“, derzeit einer der wenigen, die das Konzept aktiv verbreiten.
Seit 2012 gibt es den Cradle-to-Cradle-Verein, der sich um die Verbreitung der Idee kümmert. Es gibt bereits mehrere Regionalgruppen in Deutschland, in Frankfurt wird eine weitere im Oktober gegründet. Ein guter Grund, mich aktiv mit dem Konzept auseinander zu setzen und zu überlegen, wie wir diese Ideen vermittelt bekommen, ohne dass gleich das Schwert mit der Aufschrift „das ist nicht umsetzbar“ dazu führt, das man gar nicht erst anfängt.
Obwohl der Ansatz Nutzen auf verschiedenen Ebenen liefert. Für die Umwelt, für die Menschen und für die Unternehmen. Durch die Ergänzung des Prinzips „Abfall ist Nahrung“ um die weiteren Prinzipien „Nutzung erneuerbarer Energien“ und „Unterstützung von Biodiversität“ geht Cradle-to-Cradle einen Schritt weiter als andere Ansätze. Die Verbesserung der Umwelt durch die Umsetzung dieser Prinzipien ist offensichtlich. Der Ansatz sorgt für gesündere Stoffe sowohl in der Produktion als auch innerhalb der Produkte selbst. Und dafür, dass wir trotz steigender Bevölkerungszahl unsere Natur nicht immer weiter ausbeuten müssen.
Doch was ist der ökonomische Nutzen? Es gibt viele gute Beispiele von Unternehmen, die nach dem Prinzip arbeiten und für die es sich auch finanziell gelohnt hat. Bessere Qualität der Produkte (z.B. Olivenleder als hochwertiges Leder für BMWs), geringere Kosten in der Herstellung, Sicherstellung der eigenen Rohstoffe, höhere Zufriedenheit der Kunden und Produktinnovationen sind durch diese Denkweise bereits entstanden. Die aktuell zertifizierten Produkte und Unternehmen sind gelistet, die Anzahl der nach Cradle-to-Cradle arbeitenden Unternehmen ist noch höher, denn nicht jeder möchte für die Zertifizierung zahlen – manchen reicht der Mehrwert für die Kunden und das Unternehmen.