Wie funktioniert Circular Economy? Erklärt am Beispiel einer Küche.

Wie funktioniert Circular Economy? Erklärt am Beispiel einer Küche.

Letztes Jahr habe ich gesehen, dass Ikea über die Circular Economy nachdenkt – und ich denke, es ist dringend nötig, dabei nicht nur nach einer besseren Verwendung für die Materialien zu schauen, sondern neue Denkweisen einzuführen. Beim Gespräch mit meinem Vermieter fiel mir wieder mal auf, wie absurd unser Umgang mit Küchen in Deutschland ist. Sehr oft ist die Küche beim Umzug ein Thema. Die aktuelle Küche muss raus, der neue Mieter muss eine neue Küche einbauen – oder die Abstandszahlung mit dem Altmieter verhandeln. Viel Müll wird dabei produziert. Meine schwedische Kollegin war in Deutschland überrascht, als sie mit dieser Herausforderung konfrontiert wurde. In Schweden ist es wohl Standard, dass die Küche in der Wohnung verbleibt und man als Mieter die Wohnung inkl. Küche übernimmt. Eigentich sinnvoll. Und das gibt es auch in Deutschland, z.B. in meiner aktuellen Wohnung. Aber…

Was passiert, wenn einzelne Teile der Küche dann defekt sind? Bei uns war es die Spülmaschine, die nicht so einfach zu reparieren war. Die komplette Küche ist bei Ikea gekauft und vom Vermieter vor unserem Einzug eingerichtet worden. Also erfolgt beim Defekt der Anruf an den Vermieter, wie wir damit umgehen. Und was sagt er? „Besorgen Sie eine neue Spülmaschine und schicken Sie mir die Rechnung. Und ich werde nie wieder eine eingebaute Küche bereitstellen, das macht nur Ärger.“ Mit dieser Antwort stand ich mit meinem Nachhaltigkeitsansatz wieder mit fragendem Gesicht. Habe ich jetzt verhindert, dass Küchen durch Vermieter eingebaut werden und muss die jetzt wieder jeder mitbringen und rausreißen, wenn er auszieht?

Die Lösung mit Circular Economy

Die Lösung könnte im Sinne der Circular Economy so einfach sein. Ikea behält das Eigentum an der Küche, stellt sie dem Vermieter bereit. Der zahlt eine Benutzungsgebühr und rechnet diese in die Miete ein. Gibt es einen Defekt, erfolgt der Anruf bei Ikea, die mit dem mit Ihnen verbundenen Reparaturbetrieb oder Kundendienst die Problematik anschauen und entweder die kleinen Mängel beseitigt oder es durch ein neues Gerät ersetzt. Ich könnte als Vermieter oder Mieter auch ein automatisches Upgrade bestelllen, bekomme dann neuere Geräte sobald sie vorliegen. Ikea kennt die Altgeräte, kann diese auseinander bauen und Teile wiederverwenden, oder sogar das ganze Gerät als Gebrauchtgerät erneut anbieten. Müll? Gibt es wenig. Kundenbedürfnis befriedigen – absolut. Allen Beteiligten das Leben erleichtern? 100%.

Also, diese Lösung erscheint soviel sinnvoller als die Art und Weise, wie wir jetzt mit der Situation umgehen. Warum passiert es dann nicht? Ob das jetzt Ikea ist oder jeder andere Küchenhersteller, für jeden besteht die Möglichkeit, diesen Service anzubieten. Ist es wirklich besser, ständig neu zu produzieren und dann zu verkaufen statt Reparaturen, Aufbereitung und Kundendienst bereit zu stellen, die das Geld verdienen? Natürlich geht das nicht so einfach wie oben beschrieben, da sind noch einige weitere Punkte zu bedenken.

Im Moment ist das leider der Weg, wie unsere Wirtschaft funktioniert. Weil die Kunden gewohnt sind, etwas zu besitzen und teils Angst haben, dass ihnen Dinge weggenommen werden, wenn sie finanzielle Probleme haben – und sie möchten keine dauernden Belastungen aufbauen. Weil die Hersteller gewohnt sind, neues zu verkaufen und das System optimiert haben. Ein neues System bedeutet umdenken, umschulen, viele Prozesse umstellen und Kommunikation betreiben. Und es gibt sicher noch einige weitere Punkte, die Innovatoren jedoch sicher meistern können, wenn in diese Richtung gearbeitet wird.

Ich hoffe, diese Investitionen lassen nicht zulange auf sich warten und freue mich auf die Küche, die ich einfach benutzen kann – und die immer auf den aktuellen Zustand aktualisiert wird.

Kennen Sie andere Bereiche, wo zirkuläre Lösungen eingesetzt werden können? Sprechen Sie uns an, um herauszufinden, wie das bei Ihnen umsetzbar ist.