JCI World Congress in Amsterdam im Zeichen von Circular Economy

JCI World Congress in Amsterdam im Zeichen von Circular Economy

Der Weltkongress von Junior Chamber International (JCI) stand dieses Jahr für mich ganz im Zeichen der Circular Economy. Die Niederlande als einer der Vorreiter für die neue Art des Wirtschaftens waren prädestiniert für ein Programm in diesem Rahmen, so konnte ich mir einige positive Beispiele in der Woche ansehen.

Der erste Ausflug war mit JCI Dommelland nach Boxtel in der Region Nordbrabant, in der Nähe von Eindhoven. Zunächst lernten wir viel über nachhaltige Landwirtschaft mit der Bewegung Herenboeren, die es bereits an mehreren Orten in den Niederlanden gibt und die ihr Konzept gern weiter ausrollen möchten. Dort wachsen Lebensmittel wie in der Natur, „Unkraut“ und Tiere werden zur Pflege der Pflanzen genutzt. Es sind jeweils bis zu 200 Teilhaber in einer Gemeinde als Partner dabei, entscheiden was gepflanzt werden soll und nehmen die Erträge ab, zudem wird viel Erziehung zur gesunden Ernährung betrieben. Dank des „Green Deal“ der niederländischen Regierung können einige nachhaltige Methoden, die noch derzeitigen Gesetzen widersprechen (so dürfen Schweine z.B. nicht in der Natur leben, sondern müssen in einem Stall leben) bereits eingesetzt und geprüft werden. Um dann ggf. in geltendes Recht überführt zu werden, wenn man Erfolge nachweisen kann. Es gab für mich einige Aha-Effekte und die Erläuterung, dass mit dieser nachhaltigen Landwirtschaft ohne zusätzliche Flächen die Bevölkerung problemlos satt zu bekommen wäre. Ein Umdenken von unserer industriellen Agrarindustrie, die Böden zerstört, ist dringend erforderlich. Leider ist das meiste auf holländisch beschrieben, aber es gibt auch einen Flyer in English, der die Idee erklärt.

Im Anschluss waren wir im Greentech Park Brabant, wo Lösungen für den Biomüll entwickelt werden. Neben Methoden zur effektiveren Beleuchtung von Pflanzen, damit diese besser wachsen, ohne dass chemische Mittel angewendet werden müssen, beschäftigt man sich dort auch mit Biomasse und der energetischen Nutzung von biologisch abbaubaren Abfällen. Abschließend kamen wir mit dem örtlichen Bürgermeister zusammen, der uns seinen positiven Ausblick für die Region gab.

Am nächsten Tag ging es ins Circular Valley, das nach Cradle to Cradle Gesichtspunkten gebaut und erweitert wird – in den Anfängen gibt es ein Gebäude, in dem viele positive Beispiele für Produkte der Circular Economy ausgestellt sind. In einem Workshop zum Circular Procurement schauten wir mit unserer internationalen Gruppe darauf, was die Änderung einer Supply Chain zu einem „Supply Circle“ bedeutet. Der Ort ist momentan noch schwer erreichbar, mit der Unterstützung des Flughafen von Amsterdam wird dieses Projekt hoffentlich schnell wachsen.

Ein weiterer Ausflug ging nach Rotterdam, wo das JCI Chapter vor Ort uns in den Rotterzwam für Beispiele der Blue Economy eingeladen hatte. Die Blue Economy beschreibt Beispiele der Nutzung von natürlichen Rohstoffen, die gut für den Planeten sind und Arbeitsplätze schaffen. Mehr als 100 dieser Geschäftsideen sind veröffentlicht und können genutzt werden. Mark Slegers, einer der Gründer des Rotterzwam, erläuterte uns am Beispiel von Kaffeepulver, wie diese funktioniert. Das Kaffeepulver, das beim Filterkaffee als Abfall entsteht, wird zum Anbei von Austernpilzen genutzt, da es wertvolle Nährstoffe dafür liefert. So wird aus dem bisherigen Abfall ein echter Nährstoff (und nicht nur Biomasse), die beste Art der Weiterverwendung. Das Wissen, dass durch viele (Fehl-)versuche des Pflanzens gewonnen wurde, wird in Workshops weitergegeben, denn das System funktioniert nur lokal nachhaltig, sonst müsste man das Kaffeepulver transportieren. Wie viele andere habe ich mir direkt einen Eimer und Samen für die Austern mitgenommen, um dies zuhause zu probieren.

Neben dieser konkreten Anwendung bietet das Rotterzwam, ein ehemaliges Schwimmbad, noch einigen anderen Start-ups und Beratungen, die sich auf Circular und Blue Economy Lösungen fokussieren, eine Möglichkeit zum Co-Working mit Gleichgesinnten. Das Gebäude selbst hat ebenfalls viele Aspekte der Wiederverwendung zu zeigen, z.B. die Möbel – ein Besuch lohnt sich.

Als schöner Abschluss dieser nachhaltigen Woche waren wir am Samstag auf Booten von Plastic Whale in den Kanälen von Amsterdam unterwegs. Diese tolle Organisation organisiert „Treasure hunts“, d.h. man fischt Abfall aus den Kanälen, als „Müll sammeln mit Spaß“. Auch wenn das regnerische Wetter nicht förderlich war, waren wir mit mehr als 10 Booten unterwegs und fischten erstaunlich viel Plastik, aber auch Glas und andere obskure Gegenstände (Schaufensterpuppen waren auch dabei) aus dem Wasser. Auf dem Boot hatten wir viel Spaß und einen guten Austausch, als Teambuilding Aktivität in Amsterdam auf jeden Fall zu empfehlen. Das Team von Let´s do it, die den World Cleanup Day 2018 organisieren und von JCI Estonia mitgegründet wurden, organisierte die Veranstaltung. Ich freue mich darauf, den World Cleanup Day auch in Frankfurt im nächsten Jahr mit auszurichten.